
SECEC-Kongress, Lyon 2011
Der SECEC-Kongress 2011 fand vom 14. bis 17.09.2011 in Lyon in Frankreich statt. Er ist einer der größten und bedeutendsten Kongresse für Schulter- und Ellenbogen-Chirurgie auf der Welt. Insgesamt kamen etwa 1.300 Teilnehmer; 2/3 aus Europa, 1/3 aus der restlichen Welt. Die höchste Anzahl an Delegierten verzeichnete neben dem Gastgeberland Frankreich (146), Brasilien (89), Holland (56), Spanien (52) und die USA (42). Deutschland war nur mit 32 Teilnehmern vertreten.
Am ersten Tag wurde das wissenschaftliche Programm mit einem Symposium über Fehler bei der Rekonstruktion von Rotatorenmanschetten eröffnet. Komplikationen nach Rotatorenmanschettenrupturen werden in drei Gruppen eingeteilt: strukturell, chirurgisch und funktionell (P. Costa, Portugal). Neben Steifheit, Infektion und Problemen um den Deltamuskel scheinen übersehene Bizeps-Pathologien am häufigsten zu unbefriedigenden Resultaten zu führen (T. Bunker, UK). Das Hauptproblem stellt jedoch das Nicht-Einheilen bzw. die Re-Ruptur und die Rotatorenmanschetten-Insuffizienz dar (C. Gerber, CH). Hierbei bringt auch die Revisionsoperation im Durchschnitt keine überzeugenden Ergebnisse. Auch durch die Arthroskopie können die spezifischen Komplikationen und Fehler nicht verhindert werden (S. Lichtenberg, D). Daher gilt es die Indikation zur Operation sinnvoll zu stellen und möglichst schonend und zielgerichtet die Rekonstruktion adäquat durchzuführen (D. Molé, F).
Die Mittagsvorlesung hielt O. Lech aus Brasilien. Er hielt die SECEC Presidential Guest Lecture und gab einen interessanten Überblick über die Entwicklung der Schulter- und Ellenbogenchirurgie in Brasilien.
Der Rest des Tages bezog sich auf die Themen Rotatorenmanschette, Schulterfrakturen, Basiswissenschaften und Verschiedenes.
Der zweite Tag begann wie alle anderen Tage mit jeweils drei Instruktionskursen. Diese waren trotz des frühen Beginns (07:30 Uhr) immer gut besucht und vermittelten neben Basiswissen auch sehr spezifische Themen.
Das zweite Symposium stellte sich dem Thema Knochendefekt und Schulterinstabilität. Zunächst wurden die Knochendefekte auf der glenoidalen und humeralen Seite definiert und klassifiziert. Ihre Bedeutung für die rezidivierende Schulterluxation wurde herausgestellt (J. Willems, NL). Weiterreichende biomechanische Erkenntnisse bestätigten den Stellenwert der Knochendefekte (E. Itoi, J). Die klinische und chirurgische Bewertung der Hill-Sachs-Läsion bleibt ein schwieriges Thema (C. Gerber, CH). Interessant ist die Möglichkeit Knochenblockoperationen auch endoskopisch durchzuführen (E. Taverna, CH). Auch die in Frankreich standardisiert durchgeführte Latarjé-Operation scheint endoskopisch sicher durchführbar (L. Lafosse, F).
Die Mittagsvorlesung war die Gastvorlesung des Kongress-Präsidenten. E. Itoi aus Japan schloss den Bogen zum Vortrag und gab seinen Überblick über die Schulterchirurgie in Japan.
Der Rest des Tages umfasste die Gebiete Rotatorenmanschette und Schulterendoprothetik. Am Nachmittag fanden auch die Ellenbogensitzungen statt.
Am letzten Tag wurden traditionsgemäß Neuentwicklungen sowie Tipps und Tricks vorgestellt. Weiterhin wurden die diversen Preisträger ausgezeichnet.
Die Mittagsvorlesung hielt die ASES-Präsidentin F. Cuomo zum Thema proximale Humerusfraktur.
Gesellschaftlicher Höhepunkt war das Galadinner, eine Stehparty in den Räumen eines der Restaurants des ehrwürdigen P. Bocuse. Neben Leckereien aller Art konnte man Kollegen, Freunde und deren Begleiter treffen. Eine Band sorgte für schwungvolle Musik und forderte zum Tanz auf.
Der SESEC-Kongress war sicherlich ein großer Erfolg und stellt hohe Herausforderungen an den Nachfolger im nächsten Jahr - Dubrovnik 19. bis 22.09.2012.
Manfred Pfahler, München (National Delegate)
Die Abstracts und e-Poster sowie weiteres Informationsmaterial wie auch Videos sind unter der homepage secec.org zugänglich.